40.Woche – 6.400 Kilometer Pilgerweg am Jerusalemway gehen in Adana zu Ende…

40.Woche – 80 Kilometer
1.879 Kilometer in der Türkei in 64 Tagen

mit Pfarrer Roshan Cordeiro in der einzigen katholischen Kirche in Mersin;
die St.Antoniuskirche wurde im Jahre 1850 errichtet und wird gerade renoviert…

die heutige Etappe führte mich nach Tarsus; dort hab ich die St Paul Kirche besichtigt, die eher schlicht und einfach gebaut ist.
In Tarsus soll der Apostel Paulus geboren worden sein.
Mit jüdischem Namen hiess er Saulus, er stammte aus einer jüdischen Familie, und mit römischem Namen nannte er sich Paulus, Paulus von Tarsus.
In jungen Jahren war er selbst ein fanatischer Christenverfolger, bis er dann durch ein Ereignis – eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus – seinem Leben eine neue Richtung gab und als Missionar Reisen unternahm, die ihn u.a. bis nach Griechenland und Mazedonien führten, an deren Stationen er christliche Gemeinden gründete.

bevor ich mich heute auf den Weg machte, wollte ich noch das Kleopratra-Tor besichtigen und die antike Strasse, beides Sehenswürdigkeiten, mitten in Tarsus…
Das Kleopatra-Tor wurde zur Erinnerung an den Besuch der ägyptischen Pharaonin während der römischen Kaiserzeit erbaut.
Die antike Strasse wurde durch die Römer zwischen dem 1.Jhdt. v.Chr. und dem 1.Jhdt.n.Chr. erbaut.
Die heutige Tagesetappe ist die vorletzte auf meinem Jerusalemway – während des ganzen Tages ‚begleiteten mich‘ die schneebedeckten Berge des Taurusgebirges auf der linken Seite meines Weges – eine sehr schöne Kulisse.

In Belgrad hatte ich meine Schuhe gewechselt, und zwar auf die ‚alten‘ aber neu besohlten Lowa-Schuhe und diese wollte ich in Izmir, nach ca 1.500 Kilometer, gegen ein neues Paar tauschen; nach einem Tag (bei der Ephesos Runde) merkte ich, dass mich die neuen Paar Schuhe drücken und ich mit diesen nicht weitergehen kann – also blieb mir nichts anderes übrig, als mit den bewährten Lowa-Schuhen weiterzugehen. Diese Entscheidung hat sich gut bewährt, zumal die Sohle noch ziemlich intakt war.
Normalerweise hab ich immer nach ca 1.500 Kilometer meine ‚Reifen‘ gewechselt. Aber diesmal hielt die Sohle gute 3.000 Kilometer, gute Arbeit vom Schuster!
Obwohl sich jetzt schön langsam die Nähte zu lösen beginnen…

heute, am letzten Tag meiner Pilgerreise, hatte ich wieder schönstes Wanderwetter.
Ich genoss jeden Kilometer auf dieser letzten Etappe und hatte wieder wunderbare Begegnungen unterwegs.
Heute schreibe ich keinen langen Bericht und lasse die Bilder sprechen…
morgen hab ich hier in Adana noch einen freien Tag und fliege am Donnerstag mit wunderschönen Erinnerungen im Rucksack, zurück nach Zürich…
alles alles Gute und vielleicht auf ein Wiedersehen !

und jetzt wieder der Wochenrückblick als Video zum Anklicken

Wochenrückblick – 40.Woche
Vielen, vielen Dank an alle, die mich immer wieder auf meinem langen Weg über neun Monate begleitet haben – ich verabschiede mich und wünsche allen ein schönes und friedvolles Weihnachtsfest, und für das kommende Jahr alles Gute…

39.Woche – die vorletzte Woche ist angebrochen…

39.Woche – 100 km
mein Endziel Adana ist in Sichtweite

über eine Hängebrücke ging’s heute früh über den Fluss Göksu, als ich die Stadt Silifke verliess; nach dem gestrigen Regentag schien heute wieder die Sonne.
Rechts und links meines Weges waren wieder viele Orangen- und Mandarinen-Plantagen – die Ernte findet je nach Sorte von Oktober bis April statt. Heute bin ich auch an einer BananenPlantage vorbei…
kurz vor meinem heutigen Tagesziel wurde ich von einer Familie in deren Garten zu einem Čay und Keksen eingeladen.
Damit bin ich heute wieder am Meer angekommen, und ich hoffe wieder auf guten Fisch und ausgezeichnete Meeresfrüchte…
die nächsten drei Tage geht’s entlang des Meeres bis nach Mersin.

Wie finde ich Hotels zum Übernachen? Mittlerweile ist das zur Routine geworden: meistens klappt es über Googlemap, wo ich existierende Hotels ausfindig mach – dann ruf ich dort an, oder lass einen Einheimischen für mich anrufen. Manchmal spreche ich auch Einheimische vor dem betreffenden Hotel an, erkläre ihnen was ich will und bitte sie, für mich im Hotel nach dem Preis zu fragen. Es kommt schon vor, dass sie dir ansonsten einen höheren Preis verrechnen, wenn sie merken, dass du Ausländer bist.
Eine zweite Variante ist über BookingCOM. Aber hier in der Türkei habe ich am Beginn gemerkt, dass es nicht möglich ist, über Booking COM zu reservieren. Für die Türkei ist die BookingCOM-Seite gesperrt. Dies wurde einmal vom türkischen TourismusMinister, der mit BookingCOM eine Streit hatte, per Gesetz unmöglich gemacht. Damit du Bookingcom in der Türkei nutzen kannst, brauchst du eine VPN Adresse, d.h. du logst dich über einen ausländischen InternetAnbieter ein und dann kannst du auch hier in der Türkei über Booking COM eine Reservierung machen. Das habe ich am Beginn der Türkei Reise gemacht und jetzt kann ich problemlos über BookingCOM schauen, ob es interessante Hotel Angebote gibt.

Heute startete ich ohne Frühstück und holte dieses unterwegs nach.
Wieder schönstes Wanderwetter – bis zu
20 Grad. Überall gab es Hotels und Pensionen, aber die meisten hatten geschlossen, die Saison ist vorbei.
In der Stadt Kizkalesi ragte ein Hochhaus nach dem anderen in den Himmel.
Auf einer kleinen Insel direkt vor dieser Stadt sieht man eine im 11./12.Jhdt erbaute Burg, die auch Mädchenburg genannt wird;
die Geschichte/Legende dahinter:
„Es war einmal ein König. Er konsultierte eine Wahrsagerin, um die Zukunft seiner einzigen Tochter zu erfahren. Als er erfuhr, dass seine Tochter durch einen Schlangenbiss sterben würde, baute er dieses Schloss zur Sicherheit der Prinzessin. Eines Tages schickte er seiner Tochter einen Korb mit Weintrauben, in der Annahme, dass er für ihre Sicherheit sorgte. Doch die Schlange, die sich im Korb versteckte, biss die Prinzessin und tötete sie“.

Unterwegs besichtigte ich dann Ruinen einer antiken Stätte:
‚Antik Nekropol Alani und Sarah Kale‘… Übrigbleibsel aus der Antike, die direkt auf meinem heutigen Weg lagen.
Bevor ich an mein Tagesziel kam, war links der Strasse ein ‚Kuaför‘ – vor dem Friseurladen sassen einige Männer und tranken Čay – sie diskutierten miteinander – einer sprach mich an und verwickelte mich in ein Gespräch:
von wo ich komme…
wohin ich gehe…
warum ich das mache…
wie alt ich bin…
die üblichen Fragen, die mir laufend gestellt werden.
Nichts war naheliegender, als die Gelegenheit zu nutzen, die Dienste des Friseurs in Anspruch zu nehmen und mich ‚fit‘ für den letzten Abschnitt zu machen😊

das hab ich noch nie gesehen…
hunderte Hochhäuser – tausende Wohnungen,
die Orte bzw. Städte vor Mersin sind auf einer Länge von 30-40 Kilometer total zusammengewachsen, wobei ein Grossteil eben auf diese Hochhäuser fällt, die aneinandergereiht sind wie Dominosteine.
Ich hatte Gelegenheit mit einem jungen Bauleiter zu sprechen, dieser erzählte mir, dass sich viele Russen und Ukrainer unter den Wohnungskäufern befinden;
diese Gegend ist sehr attraktiv, da sie in der Nähe bzw im Einzugsgebiet von Mersin liegt, gute Lage zum Meer und auch wegen der geschichtlichen Bedeutung und dem Bezug zur Antike…
diese Hochhäuser begleiteten mich heute den ganzen Tag und setzen sich fort bis Mersin.
Unvorstellbar, was die Errichtung dieser ‚Wohnsilos‘ für wirtschaftliche Impulse auslösen…
gestern habe ich von einer Satellitenstadt gesprochen, aber das was ich heute gesehen hab, sprengt alle Grenzen – und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt vom Bauboom in der Türkei.
Morgen führt mich mein Weg direkt in die Stadt Mersin.

heute eine kürzere Etappe von Mezitli nach Mersin Stadt …
der Jerusalemway führt direkt an den Resten einer antiken Hafenstadt vorbei, (Soli-Pompeiopolis Antik Kenti), von der nur mehr ein paar Säulen stehen.
Danach geht es kilometerweit entlang der Strandpromenade nach Mersin – viele Leute tummeln sich hier, spazieren, fahren mit dem Rad auf eigenen Radwegen, sitzen im Park und unterhalten sich in Kaffeehäusern… obwohl die Saison vorbei ist, ist Leben an dieser langen Strandpromenade.
Plötzlich werde ich von zwei jungen Männern, die an der Ufermauer sitzen, angesprochen: „where do you come from?“, ich antwortete wie immer: „Avusturya’dan“, heisst: ich komme aus Österreich; dann fragt mich der zweite: „can I see your passport“, und ich sagte „why?“ – ich ahnte schon was jetzt kommt – es waren zwei Polizisten in Zivil, die hier sporadisch Personenkontrolle machen, sie zeigen mir auch ihre Polizeiausweise; ich zeigte ihnen meinen Personalausweis, das genügte ihnen aber nicht – sie wollten wissen wann ich eingereist bin und den Visastempel im Reisepass sehen. Als ich ihnen meinen Pass inklusive Visastempel zeigte, waren sie zufrieden und es entwickelte sich ein angenehmes Gespräch zwischen uns.
Abschliessend wünschten sie mir noch alles Gute und ich zog weiter😊
Wenn ich nicht wüsste dass ich in der Türkei bin, könnte es auch Monaco oder irgendwo in Südfrankreich sein – vorbei an der Marina, mit Segel- und Motorjachten…
für heute hatte ich noch kein Hotel gebucht bzw reserviert – ich werd schon ein Zimmer kriegen, dachte ich – es gibt genug Hotels in Mersin.
Ich war fast im Zentrum, da sah ich links meines Weges das Hotel ‚Mersin Oteli‘, von dem ich über Googlemap wusste, das es für türkische Verhältnisse nicht billig war,
es kostete lt Internet TL 2.000 (ca €70,-),.
Aber ich dachte mir, fragst halt mal – diesmal schickte ich keinen Einheimischen hinein, um zu fragen, das machte ich selbst.
In dieser Situation mach ich immer folgendes: mittels meiner ÜbersetzungsApp sag ich dann: ‚ich komm zu Fuss von Spanien hierher, haben sie ein günstiges Zimmer für mich‘, und tatsächlich, es funktionierte wieder…
der Herr an der Rezeption konnte fast nicht glauben, dass ich zu Fuss von Spanien bis hierher komme, er erzählte es gleich seinem Kollegen daneben und dann tippte er in einen Rechner – er zeigte mir den Preis und sagte: „1.200 TL für eine Nacht“ das war 40% günstiger als der offizielle Preis – meine Entscheidung war schon gefallen und ich bleibe zwei Nächte hier…
morgen nutze ich den Ruhetag für eine Stadtbesichtigung.
Danach hab ich noch die einzige katholische Kirche besucht, diese wird jedoch gerade renoviert. Die St Antonius Kirche, wie sie genannt wird, wurde im Jahr 1850 erbaut.

und nun wieder der Wochenrückblick als Video, einfach zum Anklicken…

Wochenrückblick – 39.Woche
bis nächste Woche

38.Woche – wieder am Meer angekommen…

38.Woche – 175 km
Türkei – 1.700 km

wie in jeder GrossStadt dauerte es auch hier länger, aus Karaman rauszukommen; ich bin sehr früh losgegangen, denn eine lange Etappe stand bevor – stets muss ich meine Etappen nach den verfügbaren Übernachtungsmöglichkeiten ausrichten, und heute war die nächste Möglichkeit im Dorf Sertavul gegeben; es ist keine Stadt, aber ein grösseres Dorf, wo meistens LkW-fahrer übernachten, deswegen gibts hier ein dementsprechendes Angebot an Unterkünften.
Gleich im ersten Restaurant bin ich in einer heiteren Runde gelandet – LKW-Fahrer, die dem Whisky und Rakji nicht abgeneigt waren.
Eine Runde hab ich mitgetrunken, aber danach hab ich mich in meine Unterkunft, gleich gegenüber, zurückgezogen, denn morgen wartet wieder eine längere Etappe auf mich.

von 1.600 m runter auf 300 m Seehöhe;
entlang von schroffen Felsformationen bis in den Niederungen wieder Olivenplantagen auftauchen…
das rare Unterkunftsangebot setzte sich fort, und zwang mich wieder zu einer langen Etappe bis Mut, und meine Füsse merken dies auch – ich werde ihnen wieder einen Ruhetag geben müssen und der angesagte Regentag übermorgen wäre dafür bestens geeignet.
Die Strapazen einer neunmonatigen Wanderung machen sich bemerkbar.
Die Temperaturen steigen tagsüber auf angenehme 15-17 Grad und man merkt, dass das Meer nicht mehr weit entfernt ist.

wenn man gut schläft – und das tue ich – ist es auch eine Erholung für die Füsse, nach den langen Etappen der letzten Tage;
trotzdem war für heute eine kürzere Etappe geplant und morgen gibt’s einen Pausentag, nachdem Regen angesagt ist.
Heute startete ich mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, aber dann kam es plötzlich zu einem tiefen Nebeleinbruch, bevor sich gegen Mittag wieder die Sonne durchsetzte.
Schön langsam geht meine Pilgerreise zu Ende – die restlichen Tage führen mich zuerst nach Silifke (damit bin ich wieder am Meer angelangt) und dann weiter über Mersin und Tarsus bis zu meinem Endziel Adana.

Adana liegt ca 200 km vor Antakya an der syrischen Grenze und dem eigentlichen Endpunkt des Jerusalemways in der Türkei – aber dort ereignete sich Anfang d.J. das fürchterliche Erdbeben und es herrschen leider noch immer chaotische Zustände (kein Strom, kein Wasser, Aufbauarbeiten stocken…).
Und nach Jerusalem ist es derzeit auch nicht möglich einzureisen, um meine Pilgerreise abzuschliessen – vielleicht ein anderes Mal, wenn es die Umstände wieder erlauben.

Nach dem gestrigen Regentag und noch einigen Tropfen heut morgen, erwartete mich wieder ein zumeist sonniger Tag;
zuerst ging es mit dem Minibus von Mut nach Kurtsuyu, wo ich vorgestern meine Tour beendet hab. Der Göksu – so heisst der Fluss, der mich jetzt zwei Tage begleiten wird – schlängelt sich durch die felsige Landschaft. Bald hatte ich meine erste Čay-Gelegenheit und an einem Strassenverkauf hab ich mich mit saftigen Mandarinen eingedeckt.
Ein toller Aussichtspunkt, von wo man das ganze Tal überblicken konnte, ‚zwang’ mich zu einem ‚technischen Halt’; im dortigen kleinen Restaurant hab ich mir ein zweites Frühstück anstatt eines Mittagessens bestellt, und die wunderschöne Aussicht genossen.
Nach einer kleinen Pause ging’s weiter und dann kam er doch:
Wind und Regen zwangen mich wieder nach langer Zeit in den Poncho, aber die Sonne setzte sich bald wieder durch.
Ich wanderte so vor mich hin, rechts an einem Parkplatz stand ein Auto, und es kam ein junger Bursche herbei um einzusteigen, sah mich an und auf einmal rief er mit freudigem Gesicht: „hallo Gustav, do you remember me, we met in Yalvac, I am Muhammed“, ich traute meinen Augen nicht.
Er erkannte mich sofort.
Als ich in Yalvac meine Tagesetappe Richtung Aksehir machte, musste ich dann wieder zurück in mein Hotel nach Yalvac, und damals blieb dieser Muhammed mit seinem Auto stehen und brachte mich zurück zu meinem Hotel, bevor es zu regnen begann…
und dies war ca 500 Kilometer entfernt vom heutigen Wiedersehen – Zufall oder auch nicht, ich konnte es fast nicht glauben.
Seine Frau war auch dabei und wir machten ein Wiedersehens-Foto.
Meine Tagesetappe endete heute in Değırmendere, von wo ich mit einem Minibus nach Silifke fuhr, um für heute eine Unterkunft zu kriegen.

Die heutige Etappe war eine der schönsten Streckenabschnitte am Jerusalemway…
sehr früh mit dem Minibusse zurück zum gestrigen Tagesziel; dort traf ich Ali in einer Teestube wieder, wir tranken gemeinsam einen Čay und ich wärmte mich am Holzofen auf, bevor ich losging.
Der Göksu – so heisst der Fluss – schlängelt sich kurvenförmig durch das Tal, rechts und links ragen tolle Felsformationen hoch.
Früher hiess der Fluss Saleph.
Mein Weg führte mich auch an der Stelle vorbei, wo im Jahre 1190 der Kaiser Friedrich Barbarossa bei seinem Feldzug nach Palästina ertrunken ist – eine Gedenktafel erinnert daran.
Am Ende des Tales, kurz vor Silifke, gibt es eine Menge an Mandarinen- und Zitronen-Plantagen, die wegen des fruchtbaren Bodens prächtig gedeihen.
Morgen gibt’s für mich und meine Füsse einen Ruhetag, bevor die letzten 200 Kilometer meinen Pilgerweg am Jerusalemway abschliessen…

und nun wieder der Wochenrückblick als Video zum Anklicken…

Wochenrückblick: 38.Woche
bis nächste Woche

37.Woche – der Weg nach Karaman war mit Hürden gepflastert…

…aber alle Hürden wurden gemeistert, oder haben sich in Luft aufgelöst

37.Woche – 169 km
die Türkei – ein Lehrpfad der Gastfreundschaft

über den heutigen Tag könnt ich ein Buch schreiben…
mit Regen hat es heute angefangen und ein sehr starker Gegenwind blies mir entgegen; mein heutiges Tagesziel war Karadiğin Deresi, wo sich lt Googlemap ein Hotel befinden sollte.
Als der Regen immer heftiger wurde, machte ich eine Čay-Pause und wechselte mein nass gewordenes Hemd; nach einer Stunde liess der Regen nach und ich setzte meine Wanderung fort. Es dauerte einige Zeit, bis ich aus der Stadt Konya draussen war.
Der Regen hörte auf – links von mir kam die Sonne durch, rechts hingen noch immer Gewitterwolken. Es ging jetzt leicht bergauf und der Feldweg war durch den Regen sehr aufgeweicht. Nach 18/19 Kilometern kam ich bei einem Lokal vorbei und dort wollte ich etwas essen und mich ein bisserl aufwärmen. Aber daraus wurden 4 Stunden ‚Aufenthalt‘. Mein geplantes Tagesziel war nur 3 km entfernt und ich fragte den Wirt nach dem Hotel, in dem ich übernachten wollte – darauf sagte der Wirt zu mir: „dieses Hotel gibt’s schon lange nicht mehr“. Jetzt hatte ich ein kleines Problem, nach Kilistra war es zu weit – nochmal 20 km – und in der Umgebung gab es weit und breit keine Unterkunft für mich.
Jemand wollte mich mit dem Auto nach Kilistra bringen – das wäre mein morgiges Tagesziel.
Und so vergingen Stunden, bei der Suche nach einer Lösung…
auch der Wirt telefonierte für mich, um eine Alternative zu finden. Schliesslich kam ein Mann ins Lokal, dieser sprach mich an: „Du kannst mit mir zurück nach Konya fahren, ich muss nur noch eine Lieferung abgeben und dann komm ich zurück“, diesen Lieferanten – Ferdi hiess er – hatte der Wirt durch seine vielen Telefonate ausfindig gemacht;
ich hatte noch Zeit zum Überlegen, aber mir blieb nichts anderes übrig, ich brauchte ein Bett für heut Nacht.
In der Zwischenzeit – bis Ferdi zurückkam – hatte ich Zeit, um nach der Buslinie zu suchen, die mich morgen wieder hierherbringt.
Also fuhr ich mit Ferdi und seinem Lieferwagen wieder zurück nach Konya. Dort musste ich noch ein Hotel finden.
Ich traute meinen Augen nicht: als Ferdi in der Stadt seinen Lieferwagen parkte, leuchtete direkt vor mir der Schriftzug ‚Hotel Bera‘ auf, das war das selbe Hotel, wo ich meine drei Ruhetage verbracht hatte.
Also hab ich dort nachgefragt, ob ich noch eine Nacht mit demselben günstigen Preis bleiben kann – ‚no Problem‘ war die Antwort – manchmal dreht sich das Leben im Kreis –

Bei -3 Grad bin ich heute los – vorerst mit dem Bus zum gestrigen Endpunkt – das heutige Tagesziel sollte Kilistra sein. Über ein Hochplateu war ich unterwegs, ohne eine Menschenseele zu treffen. Es war eiskalt und ich war wieder eingepackt in 4 Schichten, Kappe und Wollhandschuhe – aber alles bei strahlendem, sonnigen Wetter;
in Kilistra angekommen, besichtigte ich die Felsformationen und Höhlenwohnungen – sehr faszinierend. Kilistra ist wahrscheinlich im 2.Jhdt v Chr gegründet worden.
Auf der Suche nach einer Unterkunft war ich nicht erfolgreich, was meinen ‚Stresspegel‘ schlagartig nach oben katapultierte. Jedoch hatte ich wieder Glück im Unglück, jemand brachte mich in den Nachbarort Hatunsaray, wo sich, wie so oft, für mich in einer Teestube das Unterkunftsproblem löste.

Sie haben mich sehr gut versorgt und brachten mir türkische Pizza und dazu eine Buttermilch, das ist türkische Gastfreundschaft…👍👍👍

sie halfen mir mit der Unterkunft

heute früh wurde ich von den Eltern meines Unterkunftsgebers zu einem super Frühstück eingeladen. Danach ging’s bei kalten Temperaturen in Richtung Çumra, ca 40 km;
In der Früh hatte ich für heute noch keine Unterkunft, in der Hoffnung ein Hotelzimmer zu finden – immerhin hat Çumra 70.000 Einwohner.
Unterwegs hatte ich wieder eine Hundeattacke von sieben Kangalen zu überstehen; diese trugen spitzige Eisenhalsbänder, was sehr furchterregend aussah; diese sind zum Schutz gegen Wolfsangriffe.
Es ist gutgegangen, aber danach zitterten mir meine Beine – schön langsam hab ich jetzt genug von Hunden.
Es war wieder ein langer Tag – bei Dunkelheit bin ich am Tagesziel angekommen und steuerte direkt auf das einzige Hotel in der Stadt zu. „Leider ausgebucht“, was mach ich jetzt? Mit dem hab ich nicht gerechnet.
Mein Stresspegel stieg in kürzester Zeit in den Alarmmodus.
So landete ich wie üblich in einer kleinen Teestube, wo sich gerade 3 Männer befanden und ich fragte, ob sie mir bei der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit behilflich sein könnten. Einer sprach zufällig deutsch, was die Sache natürlich sehr erleichterte.
Die einzige Lösung war wieder nach Konya zurückzukehren, immerhin 44 Kilometer.
Anfangs erschien mir diese Lösung keine Option zu sein, aber allmählich begriff ich den Ernst der Situation.
Musafer, so hiess der Türke der deutsch sprach, war mir dann behilflich, einen Bus nach Konya zu finden.
So landete ich schlussendlich zum dritten Mal im Bera Hotel, wo ich schon einige Tage untergebracht war;
nicht 2 Schritte vor und einen zurück…
…im Leben muss man manchmal zwei Schritte zurück gehen…
im Bera Hotel bekam ich wieder „mein Zimmer“ – Nr 612, und schliesslich gabs ein Wiedersehen in meinem „Stammlokal“ bei Bier und einem guten Abendessen.
Ende gut, alles gut!
Nach diesen Turbulenzen und dem langen Tag heute hab ich entschieden, ich gönne mir morgen und übermorgen zwei Ruhetage, um gelassen in die letzten 2/3 Wochen zu gehen….

den heutigen Ruhetag nutzte ich für einen ausgedehnten Spaziergang durch Konya, ein Marktbesuch war ebenso dabei, wie der Besuch des Mevlana Museums.
Mitten in der Stadt traf ich einen Niederösterreicher, Horst ist mit seinem Wohnmobil in der Türkei unterwegs.
Morgen geht’s dann wieder weiter in Richtung Karaman…

muss die Fortsetzung meiner Wanderung um 1 Tag verschieben, mein Handy ging gestern kaputt; da sieht man erst, wie abhängig man von der Technik ist…
ohne Handy gibts keine GPS-Daten für die Route, keine Orientierung, kein Facebook, keinen Blog, kein Telefon und keine Fotos… viele Hürden in dieser Woche…

jetzt bin ich schon fast Stammgast im
Bera-Hotel und Konya lässt mich einfach nicht los…

abhängig von der Technik

Handy repariert und heute geht’s wieder weiter …
zuerst mit dem Bus nach Çumra, wo ich zuletzt aufgehört hab…

heute startete ich bei wunderschönem, sonnigem Herbstwetter in Çumra, mein Tagesziel war Süleymanhaci, ca 33 km;
es war eine ebene Strecke und ich hatte noch keine Unterkunft, aber ich hatte Vertrauen, wieder ein Bett zu bekommen.
Am Tagesziel angekommen sah ich einige Männer vor der Moschee sitzen, die mich zu sich riefen – sie haben mich ausgefragt, von wo ich bin und wohin ich gehe… – dies hab ich gleich genutzt, um nach einer möglichen Schlafstelle zu fragen; und kurze Zeit später hatte ich ein Bett für mich inklusive Heizstrahler…
Der Imam des Dorfes hat dies für mich organisiert und mich danach zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen.
Als er über den Lautsprecher der Moschee seine Gemeinde zum Gebet aufrief, durfte ich dabeisein.
Nächstes Tag in der Früh wurde ich vom Imam auch zum Frühstück eingeladen, bevor dann für mich eine ‚Bergetappe‘ nach Üçkuyu begann…

Ich kann es fast nicht in Worte fassen, was mir in den letzten Tagen ‚zugefallen‘ ist;
Einladungen, wunderbare Begegnungen, Hilfsbereitschaft – die Türkei ist ein einziger Lehrpfad der Gastfreundschaft…
anders kann ich es nicht ausdrücken!
Gestern fand ich in Süleymanhaci eine Unterkunft in einem Seitengebäude der Moschee bei Imam Ramazan;
er und seine Frau servierten mir heute ein ausgezeichnetes Frühstück, bevor ich meine Etappe in die Berge begann; vor dem Frühstück durfte ich beim Morgengebet der Gemeinde in der Moschee dabeisein.
Es ging noch vor Sonnenaufgang den Berg hoch, die Sonne kam dann allmählich über die Bergspitzen und liess die Temperaturen auf 16/17 Grad ansteigen.
Mein Zwischenziel war das Bergdorf Üçkuyu, vorher jedoch besichtigte ich „binbir kilise“, so wird ein Gebiet bezeichnet, in dem sich etwa 50 byzantinische Kirchenruinen befinden.
In Üçkuyu wurde ich mitten im Dorf von einem Bewohner angehalten und spontan zu einem Kaffee eingeladen; es stellte sich heraus, dass er und seine Frau hier in diesem Ort immer wieder JerusalemwayPilgern eine Unterkunft zur Verfügung stellen.
Circa 5 Kilometer nach Üçkuyu sah ich links von mir ein Ehepaar den Berg runter kommen. Unsere Wege kreuzten sich und wir kamen ins Gespräch – beide waren ursprünglich aus der Türkei, leben aber schon seit 40 Jahren in Holland und sind jetzt 2 Monate auf Heimaturlaub. Güner, so hiess er, und seine Frau, luden mich in das Haus seines Vaters auf einen Kaffee ein, welches sich unmittelbar oberhalb des Dorfes Madensehri befand.
Wir verstanden uns sehr gut und tauschten unsere Telefonnummern aus.
Wieder eine sehr herzliche Begegnung …
Nach 8 Stunden traf ich an meinem Tagesziel Kilibasan ein und fragte in einem Geschäft nach einer möglichen Unterkunft.
Leider ‚Fehlanzeige‘.
Also ging ich in eine Teestube, dort lösten sich für mich bisher alle Unterkunftsproblembleme in Luft auf.
Und tatsächlich schien es wieder zu funktionieren: in dieser TeeRunde wurde ich wieder ausgefragt von A – Z;
Ali, so hiess er, sagte mir: „bei uns im Dorf wird das Gästezimmer bei der Moschee gerade renoviert, eine Übernachtung ist leider nicht möglich, aber ich bringe Dich mit meinem Auto nach Karaman in ein Hotel“, das waren seine spontanen Worte und für mich die Lösung, die ich nicht erwartet hatte.
20 Kilometer waren es nach Karaman…
Nach einer halben Stunde war ich in einem Hotel im Zentrum der Stadt Karaman.
Nicht nur dass er mich so weit gefahren hat, Ali wollte mir auch noch die Übernachtung bezahlen, was ich natürlich nicht angenommen hab.
Wie ich eingangs erwähnt hab, ich kann das alles schwer in Worte fassen – die Türkei ist für mich ein Lehrpfad der Gastfreundschaft!

und nun wieder der Wochenrückblick als Video zum Anklicken:

Wochenrückblick: 37.Woche
bis nächste Woche